Sozialpartnerschaft

Sozialpartner – das sind zunächst einmal die Parteien, die Tarifverträge miteinander aushandeln, also die Gewerkschaften und die Arbeitgeberverbände. Im gemeinsamen Ringen um die Regelung von Entgelt- und Arbeitsbedingungen sollten beide Parteien konstruktiv miteinander streiten, sich als ebenbürtige Partner gegenüberstehen. Sich partnerschaftlich zu verhalten bedeutet dabei keineswegs, seine Konfliktfähigkeit aufzugeben. Gerade bei harten Verhandlungen sind oft Diplomatie und Fingerspitzengefühl nötig, um letztendlich einen Konsens zu erreichen.

Die Tarifkommissionen der IGBCE bereiten sich sehr gut auf jede Verhandlungsrunde vor, um die Forderungen der Basis gegenüber der Arbeitgeberseite bestmöglich durchzusetzen. Sie betrachten intensiv das wirtschaftliche und politische Umfeld, beobachten gesellschaftliche Tendenzen und antizipieren verschiedene Szenarien. So ist es uns in den vielen Jahrzehnten Sozialpartnerschaft zwischen IGBCE und den Arbeitgeberverbänden der verschiedenen Branchen immer wieder gelungen, auch in schwierigen Zeiten innovative Tarifabschlüsse zu finden.

Jüngstes Beispiel: der Tarifabschluss in der chemisch-pharmazeutischen Industrie vom April 2022. Mit der vereinbarten Brückenlösung tragen wir der gegenwärtigen, für Beschäftigte wie Unternehmen gleichermaßen unsicheren Situation Rechnung. Die Vertagung der Gespräche auf den Herbst 2022 verschafft den Sozialpartnern eine Atempause und erlaubt ihnen, die Position und die Forderung der Beschäftigten in weiteren Verhandlungen entsprechend der geopolitischen und ökonomischen Entwicklungen zu formulieren. Gleichzeitig hilft die vereinbarte Brückenzahlung den Beschäftigten, die Folgen der Inflation zeitnah abzufedern und so die Beschäftigten sofort zu entlasten.

Aber echte Sozialpartnerschaft bedeutet mehr als regelmäßige Tarifverhandlungen. Sozialpartner arbeiten auch über Tarifrunden hinaus zusammen. Drei Beispiele:

  • B. setzen sich die Chemie-Sozialpartner gemeinsam mit dem Wirtschaftsverband VCI (Verband der Chemischen Industrie) für nachhaltige Wertschöpfung in der Branche ein. „Wirtschaft, Umwelt und Soziales gemeinsam denken“ lautet die Überschrift der Nachhaltigkeitsinitiative Chemie³.
  • Die Sozialpartner in der Kautschukindustrie – der Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie (ADK) und die IGBCE – haben ein rechtlich umstrittenes Thema bearbeitet: Sie haben eine Sozialpartnervereinbarung zum Thema digitales Zugangsrecht angeschlossen.
  • Und in der Sozialpartner-Initiative „Work@Industry 4.0“ haben BAVC und IGBCE sich gemeinsam mit der Chemie-Arbeitswelt der Zukunft auseinandergesetzt und u.a. ein Leitbild „Führung 4.0“ erarbeitet.
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