Digitalisierung

Ursprünglich bezeichnete der Begriff Digitalisierung das Umwandeln von analogen Werten in digitale Formate. Wenn heute über die Digitalisierung gesprochen wird, ist damit das Prinzip gemeint, das allen Erscheinungsformen der digitalen Revolution im Wirtschafts-, Gesellschafts-, Arbeits- und Privatleben zugrunde liegt. Sie betrifft sämtliche Lebensbereiche: unsere Freundschaften, unsere private Kommunikation, aber auch die Arbeitsabläufe in den Unternehmen, wo Produktbestände oder Produktionsketten digital überwacht und mithilfe von Sensoren, Scannern und Codes verfolgt und kontrolliert werden. Die Digitalisierung verändert also unsere Arbeitswelt.

Die IGBCE sieht in der Digitalisierung viele Chancen, aber auch Risiken. Die entscheidenden Erfolgsfaktoren der digitalen Transformation sind für die Gewerkschaft neben einer gelungenen Einbindung neuer Technologien in die Arbeitswirklichkeit sowie der unternehmerischen Fähigkeit, neue geschäftliche Chancen zu erkennen und zu ergreifen, vor allem hervorragend qualifizierte, engagierte und zufriedene Beschäftigte. Dafür müssen Aus- und Weiterbildung weiterentwickelt, Mitbestimmung gestärkt und Arbeitsbedingungen weiter verbessert werden. Die Beschäftigten in den Branchen der IGBCE haben keine Angst vor der Digitalisierung – im Gegenteil: Sie wollen sie aktiv mitgestalten. Das sind die Erkenntnisse des „Monitors Digitalisierung“. Dafür wurden im Sommer 2019 bundesweit 14.000 Beschäftigte befragt – von der Chemie- und Pharmaindustrie über die Kautschuk- und Kunststoffbranche bis zu Energie- oder Zementwirtschaft. 71 Prozent aller Befragten trauen sich zu, mit der Digitalisierung auch in Zukunft Schritt halten zu können. Die meisten fühlen sich allerdings auf dem Weg der Digitalisierung von ihren Unternehmen nicht ausreichend mitgenommen und kritisieren mangelnde Qualifizierungskonzepte. Darüber hinaus berichtet ein großer Teil der Beschäftigten von erhöhten quantitativen Belastungen (häufigem Zeitdruck, zu viel Arbeit, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen). Die IGBCE hat diese Aspekte in der Tarifrunde der chemischen Industrie 2019 aufgenommen und erfolgreich verhandelt: Der Tarifabschluss enthält die „Qualifizierungsoffensive Chemie“ (Weiterbildung für neue Anforderungen durch die Digitalisierung) und das „Zukunftskonto“ (bis 2022 fünf freie Tage oder 23 % eines tariflichen Monatseinkommens, Wahloptionen für die Verwendung werden von den Betriebsparteien geregelt).

Konkrete Empfehlungen zur erfolgreichen Gestaltung der digitalen Transformation hat ein interdisziplinäres Expertenteam im Auftrag der IGBCE im Oktober 2020 vorgelegt. Den Abschlussbericht der Zukunftskommission „Digitale Agenda“ findet ihr hier.

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