Erfolgsbeteiligung

Was ist eine Erfolgsbeteiligung?

Die Erfolgsbeteiligung soll die Beschäftigten eines Unternehmens finanziell am Erfolg ihres Unternehmens beteiligen. Die Erfolgsbeteiligung ist häufig Baustein eines Bonus-Systems. Bonuszahlungen erfolgen meistens auf Basis von Erreichung bestimmter Zielvorgaben. Neben individuellen Zielen spielen in Bonus-Systemen oft auch Abteilungsziele und unternehmensweite Ziele eine Rolle. Bei der Erfolgsbeteiligung handelt es sich um eine Beteiligung der Beschäftigten an der Erreichung der unternehmensweiten Ziele. Es handelt sich um einen variablen Einkommensbestandteil, der zusätzlich zum vereinbarten Lohn / Gehalt anfällt. Üblicherweise werden die Erfolgsbeteiligungen jeweils für ein Geschäftsjahr ermittelt. Wie hoch dieser Einkommensbestandteil ist, hängt maßgeblich vom Erfolg des Unternehmens ab.

Was versteht man unter Erfolg?

Für Erfolg gibt es keine klare Definition. Das heißt: Die Ausgangsbasis für die Berechnung einer Erfolgsbeteiligung ist nicht klar definiert! Am Anfang der Erfolgsbeteiligung steht darum die Bestimmung dieser Ausgangsbasis. Da es keine allgemeingültige Definition gibt, ist es umso entscheidender, dass die festgelegte Ausgangsbasis

  • gut ermittelbar
  • verständlich
  • nachvollziehbar

ist.

Je stärker die Ausgangsbasis diese Kriterien erfüllt, desto größer ist die Chance auf eine hohe Akzeptanz für das „Produkt“ Erfolgsbeteiligung.

Was sind übliche Erfolgsgrößen in der Unternehmenspraxis?

Die gewählten Erfolgsgrößen von Unternehmen mit Erfolgsbeteiligungsmodellen lassen sich in drei Kategorien einteilen.

  • Erfolgskategorie Gewinn
  • Erfolgskategorie Liquidität
  • Erfolgskategorie Sonstiges

Für die jeweiligen Erfolgskategorien werden in der Regel Kennzahlen gebildet, die den Erfolg widerspiegeln sollen. Übersteigen die Kennzahlen bestimmte vom Unternehmen festgelegte Werte, gilt das als Erfolg (an dem die Beschäftigten partizipieren sollen).

Welche typischen Kennzahlen werden für die Erfolgskategorie Gewinn verwendet?

„Nur“ der Gewinn

Der Gewinn in seiner einfachsten Ausprägung berechnet sich:

  • Gewinn = Umsatzerlöse abzüglich aller Aufwendungen des Unternehmens

Der so definierte Gewinn wird auch Jahresüberschuss genannt. Er findet allerdings nur selten Verwendung in Erfolgsbeteiligungssystemen. Üblicherweise werden Gewinngrößen herangezogen, bei denen nicht alle Aufwendungen, sondern nur Teile der Aufwendungen von den Umsatzerlösen abgezogen werden. Diese Gewinne werden als Gewinn vor bestimmten Aufwendungen bezeichnet (z.B. Gewinn vor Steueraufwendungen). Häufig werden hierfür die englischsprachigen Begriffe verwendet (z.B. Earnings before taxes) und noch häufiger die Abkürzungen dieser Begriffe (z.B. EBT). Noch öfter als das EBT werden folgende Gewinne als Ausgangsbasis gewählt:

  • EBIT (Earnings before interest and taxes): Gewinn vor Zinsaufwendungen und Steueraufwendungen – oder, anders formuliert, Umsatzerlöse abzüglich aller Aufwendungen außer Zinsen und Steuern
  • EBITDA (Earnings before interest and taxes and depreciation and amortization): Gewinn vor Zinsaufwendungen und Steueraufwendungen und Abschreibungen)

Bisweilen werden auch nur die Umsatzerlöse oder die Entwicklung der Umsatzerlöse (Umsatzwachstum) als Ausgangsbasis für Erfolg gewählt. Dahinter steckt die Idee, dass es in den meisten Fällen einen engen Zusammenhang zwischen positiver Entwicklung der Umsatzerlöse und positiver Gewinnentwicklung gibt.

Der Gewinn im Verhältnis zu den Umsatzerlösen

Wird die jeweilige Gewinngröße in das Verhältnis zu den Umsatzerlösen des Geschäftsjahrs gesetzt, so ergibt sich die Umsatzrendite. Auch diese Kennzahlen werden vielfach als Erfolgsgröße benutzt. Man redet dann von Margen.

  • EBIT-Marge (in %) =EBIT / Umsatzerlöse * 100
  • EBITDA-Marge (in %) =EBITDA / Umsatzerlöse * 100

Der Gewinn im Verhältnis zum Kapitaleinsatz

Aus Investoren- und Bankensicht kann es von Interesse sein, wieviel Gewinn bezogen auf einen bestimmten Kapitaleinsatz erwirtschaftet wird. Solche Rendite-Kennzahlen können verglichen werden mit alternativen Kapitalanlagen (z.B. in Unternehmen der gleichen Branche, anderer Branchen oder Staatsanleihen). Zur Ermittlung solcher Kennzahlen wird der Gewinn (EBIT, EBITDA oder eine andere Gewinngröße) in das Verhältnis zum Kapitaleinsatz (nur Eigenkapital oder das gesamte Kapital oder Teile des gesamten Kapitals) gesetzt. Typische Kennzahlen sind:

  • EPS (Earnings per Share) = Gewinngröße (meist Jahresüberschuss) / Anzahl der Aktien
  • ROCE (Return on Capital Employed) in % = Gewinngröße (meist EBIT) / gebundenes notwendiges (Gesamt-)Kapital * 100

Welche typischen Kennzahlen werden für die Erfolgskategorie Liquidität verwendet?

Bei der Liquidität geht es darum, ob das Unternehmen ausreichende Geldmittel hat, um seine fälligen Zahlungen erfüllen zu können. Oft ist es so, dass gute Kennzahlen in der Erfolgskategorie Gewinn (also hohe Gewinne) auch zu guter Liquidität führen. Dem ist aber nicht immer so! So kann ein Unternehmen z.B. hohe Umsatzerlöse erzielen, die zu hohen Gewinnen führen, aber die Kunden des Unternehmens haben die Rechnungen noch nicht bezahlt. Dann ist der Gewinn noch nicht in der Kasse und führt noch nicht zu Liquiditätszufluss.

Typische Kennzahlen:

  • Eigenkapital-Quote in % = Eigenkapital / Gesamtkapital *100 (je höher die Eigenkapital-Quote, desto kreditwürdiger wird das Unternehmen in der Regel eingestuft)
  • Ausnutzung der Kreditlinien in % = in Anspruch genommene Kreditlinien / zur Verfügung stehende Kreditlinien *100 (je geringer die Ausnutzung, desto größeren finanziellen Spielraum hat das Unternehmen)
  • NWC (Net Working Capital) = Kundenforderungen + Vorräte – Lieferantenverbindlichkeiten (je kleiner das NWC, desto weniger Liquidität wird im Unternehmen gebunden)

Welche typischen Kennzahlen werden für die Erfolgskategorie Sonstiges verwendet?

Bei den meisten Unternehmen sind die Kategorien Gewinn und Liquidität die dominanten Kategorien für die Erfolgsbemessung und dementsprechend auch für die Erfolgsbeteiligung.

Allerdings nehmen Überlegungen Fahrt auf, den Erfolg nicht nur in diesen Kategorien zu beurteilen. Das Stichwort lautet ESG (Environment Social Governance, deutsch: Umwelt, Soziales, Unternehmensführung). Diese Abkürzung wird häufig verwendet, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Zwei Hauptursachen sorgen für ein zunehmendes Interesse, diese „sonstigen“ Komponenten als Erfolgskategorie zu etablieren.

  • Zum einen: Unternehmen spüren zunehmend, dass Nachhaltigkeit als Thema strategisch entscheidend sein kann für die mittel -und langfristige Unternehmenssicherung und Einfluss hat auf den Erfolg in den Bereichen Ertrag und Liquidität.
  • Zum anderen: Es gibt eine steigende Anzahl an Investoren und Investorengruppen, die bei ihrer Analyse und Bewertung von Unternehmen Nachhaltigkeitsaspekte einbeziehen und als Kriterium für Anlageentscheidungen verwenden.

Typische ESG-Kennziffern:

  • Treibhausgas-Emission = CO2-Ausstoß (t) im Verhältnis zu den Umsatzerlösen
  • Energieeffizienz = Energieverbrauch (kWh) im Verhältnis zu den Umsatzerlösen
  • Unfallhäufigkeit = Unfälle im Verhältnis zu geleisteten Arbeitsstunden
  • Fluktuationsrate = Freiwillige Kündigungen pro Jahr / Beschäftigtenzahl * 100
  • Weiterbildungsrate = Weiterbildungsstunden pro Jahr / gesamte Arbeitsstunden pro Jahr * 100

Wie sind Erfolgsbeteiligungen aufgebaut?

Für eine oder mehrere Kennziffern aus den Bereichen Gewinn, Liquidität oder Sonstiges werden Jahresziele festgelegt. Bei Zielerreichung oder -übererreichung werden die Beschäftigten am Erfolg beteiligt (z.B. als Prozentsatz vom jeweiligen Gehalt). Je höher der Zielerreichungsgrad, desto höher ist meistens die Beteiligung. In der Regel ist die Erfolgsbeteiligung nach oben gedeckelt.

Was ist zu beachten?

  • Kennzahlen für die Erfolgsbeteiligung sind (in Teilen) in ihrer Ausprägung (z.B. durch Bilanzpolitik) durch die Geschäftsleitung beeinflussbar. Für die Beschäftigten ist es von daher oft von Vorteil, wenn sie von den gleichen Kennzahlen profitieren, an denen auch die Unternehmensleitung gemessen wird.
  • Kennzahlen für die Erfolgsbeteiligung und deren Zielvorgaben haben Lenkungswirkung für das Verhalten von Management und Beschäftigten. Die Kennzahl Umsatzwachstum kann z.B. andere Verhaltensweisen hervorrufen als die Kennzahl NWC (Net Working Capital). Mehr Umsatz führt häufig zu schwächeren NWC-Werten (wegen steigender Kundenforderungen und Vorräte). Je nach Ausgestaltung und Gewichtung des Kennzahlensystems kann das System zu mehr oder weniger beschäftigungsfördernden Verhaltensweisen anreizen.
  • Verständliche und nachvollziehbare Systeme zur Erfolgsbeteiligung haben die höchste Wahrscheinlichkeit, akzeptiert zu werden und tatsächlich motivierend zu wirken. Ein transparentes System erreicht man am besten durch die Regelung in einer Betriebsvereinbarung. Denn so sind die Regelungen für alle nachvollziehbar schriftlich fixiert und der Arbeitgeber kann sie nicht nach Belieben ändern.