Die KAAT-Perspektive auf den Tarifabschluss Chemie
Tarifabschluss in der chemisch-pharmazeutischen Industrie
Wenige Tage vor dem Ablauf der Friedenspflicht haben sich die Tarifparteien der chemischen und pharmazeutischen Industrie auf einen Tarifkompromiss verständigt. Er sieht u.a. Folgendes vor:
- Entgelterhöhungen in einem Gesamtvolumen von 6,85 % in zwei Stufen
- Einen zusätzlichen freien Tag pro Jahr für Gewerkschaftsmitglieder
- Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrages (BETV)
Mehr Informationen: Tarifrunde Chemie 2024 – Collective Bargaining Round for Chemical Industry 2024 – kaat.net
Was heißt dieser Abschluss aus KAAT-Perspektive?
Tarifverträge werden für Tarifbeschäftigte geschlossen. In dieser Tarifrunde hat die IGBCE zum ersten Mal gefordert, auch über den Geltungsbereich der Tarifverträge zu verhandeln, um die Leistungen der Tarifverträge mehr Beschäftigten zugutekommen zu lassen.
Wer das Ergebnis der Verhandlungen einordnen möchte, muss genau hinschauen:
Für alle Tarifbeschäftigten i. S. d. MTV Chemie ist es ein richtig guter Abschluss: die Entgelterhöhung ist dicht an der Forderung und es gibt einen Mitgliedervorteil – das ist ein tarifpolitischer Meilenstein! Außerdem sind erste Schritte zur Überarbeitung des Bundesentgelttarifvertrages gemacht (ein Vorhaben, das vor einigen Jahren noch gescheitert war), weitere werden folgen. Das sind wichtige Weichenstellungen für die Zukunft.
Und was bedeutet der Tarifabschluss für die AT-Beschäftigten? Zunächst einmal kommen die Entgelterhöhungen in der Folge auch den AT-Beschäftigten zugute. Denn wenn die Tarifentgelte steigen, steigen auch die AT-Mindestbestimmungen.
Mehr Informationen zu den AT-Mindestbestimmungen und wie Du sie für Dich durchsetzen kannst: Urteil: AT-Vergütung muss über dem höchsten Tarifentgelt liegen – kaat.net
Zwei deutliche Wermutstropfen für AT-Beschäftigte und Beschäftigte, die unter den MTV Akademiker fallen enthält dieser Tarifabschluss: Erstens: Der Mitgliedervorteil gilt grundsätzlich nur für Tarifbeschäftigte im MTV Chemie. Hier gibt es deutlichen Nachholbedarf! Und zweitens: Dem auf dem letzten Gewerkschaftskongress beschlossenen Ziel, Tarifverträge für alle Beschäftigten abzuschließen, sind wir noch nicht näher gekommen. Es wurde lediglich verabredet, sich in den nächsten Jahren mit der tariflichen Eingruppierung der akademischen Abschlüsse und den Abgrenzungsregelungen zum AT-Bereich zu befassen – das ist nur ein kleiner Schritt. Das hat natürlich auch mit dem Verhandlungspartner zu tun. Hier werden wir Anlauf nehmen für die nächste Runde, um die Blockadehaltung der Arbeitgeber aufzulösen!
Wir bleiben dran!
Der Tarifabschluss in der chemisch-pharmazeutischen Industrie ist ein Erfolg – für AT-Beschäftigte und Beschäftigte, die unter den MTV Akademiker fallen, müssen wir noch einen Gang hochschalten.
Mit KAAT.net haben wir bereits Impulse gesetzt und wollen noch mehr Bewegung in die IGBCE und unsere Betriebe bringen. Dafür braucht die IGBCE noch viel mehr KAAT-Mitglieder! KAAT.net muss weiter wachsen, damit wir in den nächsten Verhandlungsrunden mehr Gewicht bekommen.
Und bei der Mitgliedschaft hört es nicht auf: Vor allem braucht es mehr KAAT-Mitglieder, die sich ehrenamtlich engagieren.
Was kannst du tun?
Erfolgreich sind wir überall dort, wo wir beharrlich sind. Der Umgang mit Rückschlägen entscheidet über unseren Erfolg. Aufgeben ist keine Option. Wir wollen mit noch mehr Entschlossenheit weitermachen!
Du hast viele Möglichkeiten, daran mitzuarbeiten:
Du kannst
- Deine Kolleg*innen auf eine Gewerkschaftsmitgliedschaft ansprechen
- Selbst Mitglied werden Online Mitglied werden: Auf eine starke Gemeinschaft bauen (igbce.de)
Denn als Mitglied kannst du
- Als Vertrauensperson in der IGBCE mitentscheiden Engagiert als Vertrauensperson (igbce.de)
- Aktionen oder Veranstaltungen mit organisieren
Danke!
An dieser Stelle möchten wir uns bei allen aktiven Mitgliedern für ihr Engagement bedanken. Ihr habt überhaupt erst möglich gemacht, dass die Arbeitsbedingungen von akademisch und AT-Beschäftigten zum ersten Mal Bestandteil der Tarifverhandlungen waren.
Rückschläge wollen wir als Lernprozess verstehen und daran wachsen. Lasst uns die Zeit bis zur nächsten Tarifrunde nutzen, um noch stärker und entschlossener für unsere Ziele einzutreten.
Jetzt erst recht! Wir zählen auf euch.