Drei Fragen zu aktuellen Entwicklungen im Außendienst
… beantwortet unsere Expertin Gerda Reichel, Rechtsanwältin bei CNH Anwälte
Welche ist die größte Herausforderung für den Außendienst in der Pandemiezeit?
Für Beschäftigte im Außendienst war es in der Pandemiezeit eine besondere Herausforderung, mit ihren „Kunden“ in Kontakt zu bleiben.
Viele Unternehmen und Betriebe waren wegen der Lockdowns und der verschiedenen Schutzvorschriften in den Pandemiewellen bemüht, den Zutritt von Betriebsfremden auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Die Außendienstler*innen standen daher vor dem großen Problem, dass die normale Kontaktaufnahme durch Besuche vor Ort nahezu unmöglich wurde.
Gleichzeitig war auch der Gesundheitsschutz der Außendienstler*innen oft Anlass für eine Reduzierung der Kontakte durch den eigenen Arbeitgeber.
Durch die gleichzeitige Umstrukturierung in vielen Betrieben (Stichpunkt Homeoffice) waren zudem auch viele Ansprechpartner*innen anders oder nur eingeschränkt erreichbar.
Welche Folgen hat die Pandemie für die Beschäftigten im Außendienst bis dato gehabt?
Die Pandemie hat zu Einschränkungen bzw. zu Änderungen der Arbeitsweise auch in Teilbereichen des Außendienstes geführt. Zum Beispiel wurde vermehrt telefonisch und digital gearbeitet.
Je nach Art des Außendienstes und der Einsatzbranche war es zum Teil jedoch nicht möglich, die Arbeit anders zu organisieren. Hier kam es zeitweise zu Kurzarbeit mit entsprechenden Auswirkungen auf die Gehaltsstrukturen des Außendienstes, etwa auf Bonuszahlungen und umsatzabhängige Prämienanteile. In stark bonusabhängigen Systemen kam es daher zu bedeutenden Gehaltseinbußen gerade bei den Außendienstler*innen.
Bei der Einführung der Kurzarbeit durch Betriebsvereinbarungen waren Tarifverträge sowie gegebenenfalls vertragliche Bedingungen zu berücksichtigen.
Was kommt auf die Außendienst-Beschäftigten als Herausforderung für die Zukunft zu?
Die Herausforderungen der Pandemie an die Arbeitswelt (einschließlich Homeoffice und Digitalisierung) führen auch im Bereich des Außendienstes zu einer Änderung der Arbeitsweisen und zu neuen Vertriebswegen.
Aber auch unabhängig von der Pandemie entwickeln sich neue Digitalisierungsprojekte und die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz in Vertriebs- und Außendienstsystemen stetig weiter.
Die Herausforderung dürfte daher sein, digitale Möglichkeiten in die bestehenden analogen Vertriebswege zu integrieren und eine Verbindung zwischen persönlichen und anderweitigen Kontaktmöglichkeiten zu schaffen. Dabei kommt den Interessenvertretungen die wichtige Aufgabe zu, der technischen Überwachung von Außendienst-Beschäftigten und einer damit verbundenen Steigerung des Leistungsdrucks entgegen zu wirken.
© IG BCE/BAVC